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EBERESCHE (Vogelbeere)
VON SPERBERBAUM
Der Speyerling werden vier Geschlecht erfunden/ so von etlichen
in das Männlein unnd Weiblein abgetheilet werden/ andere aber machen zwey Geschlecht/
zam und wildt.
Das ander Geschlecht der wild Speerbeerbaum/
ist dem vorigen gantz und gar gleich/ aussgenommen/ dass seine Beer Traubenweiss
beysammen hangen/ von Farben roth/ seyn auch mit jhrem Geschmack dem vorigen ungleich.
Das dritte Geschlecht/ Arschrösslein genennt/ hat ein weissen glatten Stamm unnd
Rinde/ wächst in Wälden unter den Buchbäumen/ seine Bletter vergleichen sich dem
Weckholder/ aussgenommen/ dass sie kleiner seyn/ formirt wie ein Gänssfuss/ die
Blumen stehen häuffig beysammen/ nach welchen die Frucht erfolget/ wie kleine Byrlein
oder Oliven/ eines rauchen zusammenziehenden Geschmacks/ jnnwendig mit schwartzen
Kernen besetzet/ man kann auch die Frucht nicht ehe geniessen/ sie sey dann zuvor
teyg worden.
Von den Namen
Speyerling wirdt
auch genennet Speerbeerbaum/ Sporäpffel/ Sorbäpffel/ Sporbyren unnd Malzennasen.
Lateinisch: SORBUS.
Jnnerlicher Gebrauch
Die Speyerling
geben dem Leib gar keine Nahrung/ sondern wann sie teyg worden/ machen sie ein dickes
kaltes Geblüt/ sollen derowegen gar nicht für ein Speiss/ sondern für ein Artzney
gebraucht werden: Dann sie allesampt haben ein Krafft unnd Eygenschafft zu stopffen
unnd zusammenzuziehen: Werden nützlich gebraucht in allerley Bauchflüssen/ und Durchbrüchen
dess Magens/ in der rothen Ruhr/ wider das Blutspeyen/ wider das ubrige Flüssen
der Mutter oder Weiberzeiten/ wider das Würgen unnd Brechen dess Magens/ wider die
Hauptflüss und dergleichen mehr.
Sie werden aber zu ermelten
Gebresten auff mancherley weiss gebraucht: Etliche samlen sie/ ehe sie recht zeitig
werden/ schneiden sie von einander/ dürren sie in der Sonn/ unnd behalten sie zum
Gebrauch/ Etliche backen sie im Ofen wie die Holtzbyren/ etliche beitzen sie in
Honig/ wie die Quiten/ man behelt sie auch grün in süssem gesottenen Wein/ Auch
mag man sie in lange Träuben fassen/ und in truckne Gemach auffhencken/ so möge
sie ein gute Zeit dauren.
Andere schneiden sie von einander
wann sie noch unzeitig sind/ dürren sie an der Sonnen/ machen ein Meel darvon/ und
brauchens zur Notturfft in einer Brühe.
Die Beer von den Arschrösslein
[wann sie im Herbst anfahen weich zu werden/ pflegen die Leut dieselbigen wie andere
Obs zu essen/ weil sie anmütig sind/] sollen gut sein wider das Grimmen im Leibe/
daher sie auch den Namen haben/ unnd die Jnnwohner am Hartzwald für ein sondere
und gewisse Artzney haben.
Eusserlicher Gebrauch
Speyerling
zerstossen/ und mit jhrem Laub in Wasser gesotten und darinn gebadet/ stillet den
Bauch ruhr/ allerley Flüsse/ und dess Afftern Aussgang.
Die
Frucht gepulvert/ und in die Wunden gestrewet/ stillen das Blut der Wunden.
Auss dem Holtz dess zamen/ weil es gantz derb und fest/ macht man Tische/ und auss
den Gerten Geisslen.
Die Beer dess andern Geschlechts/ halten
die Bauren uber den Winder zum Vogelstellen/ weil sie den Drosteln/ Haselhüner und
Ziemer sehr angenehm.